Wie funktionieren die Finanzierungsgesellschaften für Solaranlagen und Wärmepumpen, wie sie Enpal und andere Unternehmen nutzen? Hier geben wir Einblicke in die Strukturen dieser sogenannten „Special Purpose Vehicles“.
Die Anschaffung einer Solaranlage ist für Eigenheimbesitzer eine große Investition. Der Verkaufspreis liegt branchenweit in der Regel je nach Anlagengröße bei über 20.000 Euro.
Ein wichtiger Bestandteil des Enpal-Angebots war deshalb von Anfang an, den Kunden auch eine Möglichkeit zur Finanzierung dieser Investition anzubieten. Kunden können dabei zwischen zwei Angeboten wählen: die Miete oder der flexible Ratenkauf einer Solaranlage.
Bei der Miete wird dem Kunden die Anlage nur zur Benutzung überlassen gegen die Entrichtung eines monatlichen Mietzinses über 20 Jahre. Über die monatlichen Mietzahlungen sind der Austausch defekter Komponenten der Anlage (z. B. Batteriespeicher, Wechselrichter) auch nach Ablauf der Herstellergarantie, Versicherung und anfallende Serviceeinsätze abgedeckt.
Eigentümer der Anlage wird während der Mietlaufzeit eine rechtlich selbstständige Finanzierungsgesellschaft („Special Purpose Vehicle“, kurz SPV). Am Ende der Laufzeit kann der Kunde dann entscheiden, ob er die gemietete Anlage wieder abgebaut haben will oder für einen symbolischen Euro erwerben will. Erst dann geht sie in sein Eigentum über.
Beim flexiblen Ratenkauf ist das Konstrukt ähnlich, nur dass hier der Kunde eine beliebig hohe Anzahlung leisten kann, beliebig hohe Sondertilgungen vornehmen kann, und damit Rate und Laufzeit flexibel bestimmen kann. 90 % der Enpal-Kunden wählen diese flexible Finanzierung, die auch den klassischen Sofortkauf reibungslos ermöglicht.
Die Ratenzahlungen werden auch hierbei über eine Finanzierungsgesellschaft beglichen, d. h. auch hier erhält Enpal das Geld für die installierte Anlage sofort und die Finanzierungsgesellschaft refinanziert diesen Betrag über die Laufzeit des Ratenkaufvertrags aus den monatlichen Ratenzahlungen des Kunden.
Sind alle Raten beglichen – wobei auch Sondertilgungen und Anzahlungen möglich sind –, geht die Anlage vollständig in das Eigentum des Kunden über.
Nach der Installation obliegen Wartung, Versicherung und ggf. die Reparatur/der Austausch von defekten Komponenten hier in der Verantwortung des Kunden. Der Kunde kann aber bei Enpal einen Servicevertrag abschließen, der auch Wartung, Versicherung und Garantieabwicklung abdeckt.
Bei Enpal können Sie Ihre Solaranlage entweder mieten oder flexibel finanzieren. Auch der klassische Direktkauf ist möglich.
Enpal verlangt keine Anzahlung. Die erste Rate wird erst fällig, wenn die Solaranlage Strom produziert und ans Netz angeschlossen ist.
Enpal organisiert diese Finanzierung über sogenannte Finanzierungsgesellschaften, wie sie auch bei Windparks, großen Solarparks oder im Automobil-Bereich seit langem üblich sind. Dabei arbeitet Enpal mit großen Banken zusammen, wie z. B. der ING oder der DKB.
Diese Finanzierungsgesellschaften sind seit Jahrzehnten Industriestandard und gelten als äußerst sicher und robust.
Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass es Enpal einmal nicht mehr geben sollte, bestehen die Finanzierungsgesellschaften weiterhin und kommen für z. B. die Wartung von Miet-Solaranlagen auf.
Enpal organisiert die Finanzierung der Solaranlagen über externe Finanzierungsgesellschaften (auch Zweckgesellschaften genannt), im Englischen: Special Purpose Vehicle (SPV). Dabei handelt es sich um eine seit Jahrzehnten zum Industriestandard geltende äußerst sichere und robuste Finanzierungsstruktur, die vom sonstigen Geschäft eines Unternehmens getrennt ist.
Enpal finanziert die Solaranlagen, indem es die Ansprüche gegenüber den Kunden (für Ratenzahlung oder Miete) an die Finanzierungsgesellschaften abtritt und im Gegenzug direkt an Tag 1 alle Kosten für Material, Installation, Entwicklung etc. decken kann. Die Zahlungen der Kunden fließen also nicht direkt an Enpal, sondern an die Finanzierungsgesellschaften.
Zweckgesellschaften sind gar nicht so neu: Bei großen Projekten wie Solar- oder Windparks in Deutschland sind sie seit 20 Jahren üblich. Auch in der deutschen Automobilbranche sind sie lange alltäglich. Enpal hat diese Finanzierung aber erstmals als Finanzierungsmöglichkeit für dezentrale Erneuerbare Energie etabliert – also um privaten Haushalten erschwingliche Solaranlagen, Speicher, Ladesäulen und Wärmepumpen zu ermöglichen –, indem es tausende solche Energiesysteme bündelte. Diese Bündelung zu einer Art „dezentralen Solar-Park“ machte nun auch kleine Anlagen finanzierbar durch Banken und große institutionelle Investoren.+
“Energie-Start-ups leiten den Investitionsklimawandel am Finanzmarkt ein. Mit Blick auf die derzeitigen Zinssätze am Markt, die regulatorische Entwicklung und das generelle Investitionsklima ist damit zu rechnen, dass auch andere deutsche Unternehmen dem Beispiel Enpals folgen.”
Dr. Dietmar Helms, Partner, Hogan Lovells
Eine Finanzierungsgesellschaft bündelt mehrere hunderte oder auch tausende Anlagen. Es gibt also mehrere Finanzierungsgesellschaften. Sie werden jeweils finanziert durch Banken (wie DKB oder ING), Pensionskassen, Versicherungen und Infrastrukturfonds, die dafür an diesen langfristigen Einnahmen profitieren.
„Kleinere erneuerbare Energien-Lösungen in privaten Haushalten können auf unserem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen. Die EIB-Gruppe ist deshalb stolz darauf, innovative Finanzprodukte zu etablieren, die Investitionen in diesem Bereich in Deutschland und EU-weit einen Schub geben. Mit Enpal haben wir einen idealen Partner gefunden, um diese Finanzinnovation umzusetzen und damit den Grundstein für ähnliche Finanzprodukte für die Europäische Kapitalmarktunion zu legen.“
Nicola Beer, Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank
Enpal muss die Solaranlagen nicht im engeren Sinne vorfinanzieren. Sondern: Enpal erwirbt zwar die Anlagen und vergütet die Handwerksleistungen, aber nur im Sinne einer sehr kurzfristigen Vorfinanzierung. Die so zunächst entstandenen Kosten erhält Enpal aber schon innerhalb weniger Wochen durch die Finanzierungsgesellschaften zurück und ist daher nicht auf die monatliche Zahlung der Miete bzw. Rate durch die Kunden angewiesen. Enpal muss also die Anlagen nicht vorfinanzieren.
Die SPVs sind von Fremdkapital finanziert, die von Investoren (z. B. Banken, Pensionskassen, Infrastrukturfonds) gestellt werden. Die Zahlungen der Kunden fließen nicht an Enpal, sondern an die SPVs.
Im Mietmodell bestehen die Kundenverträge direkt mit diesen SPVs und nicht mit Enpal. Im Ratenkaufmodell werden die Forderungen an die SPVs verkauft. Die Finanzierungskonstruktion ist „non-recourse“ (d. h. vollkommen unabhängig von den Chancen und Risiken aus dem operativen Geschäftsbetrieb von Enpal) und reduziert damit das Risiko der Kunden und Finanzierungspartner.
In den Finanzierungsmodellen, die der Finanzierung durch die Investoren zugrunde liegen, sind Ausfallraten durch Nicht-Zahlung von Mieten von Kunden eingepreist. Die SPVs von Enpal haben eine historische Performance, die rund fünfmal besser ist als in den Finanzierungsmodellen der Fremdkapitalgeber angenommen. Empirisch ist das tatsächliche Risiko der Finanzierungsgesellschaften also sogar deutlich geringer als ursprünglich angenommen, da die Zahlungsausfälle der Kunden erheblich geringer ausfallen als erwartet.
Die Finanzierungspartner der Assets in den SPVs sehen das Portfolio als „Core-Infrastructure“, also das risikoärmste Anlageprodukt in der Kategorie Infrastruktur. Dies lässt auf gute finanzielle Struktur und das niedrige Risiko von Zahlungsausfällen schließen.
Jedes SPVs ist rechtlich eigenständig. Die Rendite, die jede einzelne Anlage erwirtschaftet, ist exklusiv dem SPV zuzuschreiben. Somit ist die Rendite aus den SPVs komplett entkoppelt vom Wachstum und der Rendite von Enpal. Jede Anlage wird in dem SPV zudem über die Laufzeit der Anlage abgeschrieben, somit spielen Restbuchwerte für das Risiko der SPVs keine Rolle.
Selbst im rein hypothetischen Fall einer wirtschaftlichen Schieflage einer der Finanzierungsgesellschaften wäre Enpal nicht betroffen. Das Finanzierungsmodell ist unabhängig vom operativen Geschäft, sodass selbst der äußerst unwahrscheinliche Extremfall einer wirtschaftlichen Schieflage einer der Finanzierungsgesellschaften keine relevanten Auswirkungen auf den operativen Teilkonzern hätte.
Dietmar Helms: Energie-Start-ups leiten den Investitionsklimawandel am Finanzmarkt ein. Börsen-Zeitung vom 5. Juli 2024
Freya Patty: Climate tech 2.0 will be built on debt. Sifted vom 18. April 2024