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Netzentgelte-Reform

Netzentgelte: Wie kann eine Reform zur erfolgreichen Energiewende beitragen?

Aktualisiert:
27.5.2025
Lesezeit:
4 Minuten

Inhaltsverzeichnis

Das Netzentgelt ist eine Nutzungsgebühr, die jeder Netznutzer für die Nutzung der Strom- und Gasnetze zahlen muss. Daher ist der offizielle Name “Netznutzungsentgelt”. Das Netzentgelt wird an den Stromanbieter gezahlt und von dort zum zuständigen Netzbetreiber weitergeleitet. Dieser nutzt das Geld, um den Betrieb, Erhalt und Ausbau der Netze zu finanzieren.

Aktuell wird deutlich, dass die Netzentgelte in ihrer jetzigen Systematik nicht mehr hilfreich für den Ausbau des deutschen Stromnetzes und eine erfolgreiche Energiewende sind. Warum ist das so und wie könnten sie reformiert werden? Das sehen wir uns in diesem Beitrag an.

Wieso müssen die Netzentgelte reformiert werden?

Netzentgelte machen fast 30 % vom Strompreis aus. Das heißt, dass sie einen unmittelbaren Einfluss auf die Stromkosten in deutschen Haushalten haben. Das Problem: In den letzten Jahren sind die Netzentgelte stark gestiegen – von 7,52 Cent/kWh in 2021 auf 11,62 Cent/kWh in 2024. Ein Anstieg von über 50 % in nur drei Jahren. Einer der Hauptgründe dafür ist der Ausbau des Stromnetzes, das mit der steigenden Menge an erneuerbarer Energie Schritt halten muss.

Die aktuelle Herausforderung: PV-Betreiber zahlen insgesamt weniger Netzentgelte, weil sie weniger Strom aus dem Netz beziehen. Dadurch hat der Netzbetreiber geringere Einnahmen durch Netzentgelte. Gleichzeitig steigen die Kosten für den Netzausbau enorm: Laut Bundesrechnungshof müssen bis 2045 mehr als 700 Milliarden Euro in das deutsche Stromnetz investiert werden. Diese Milliarden-Ausgaben lassen sich aber durch eine kluge Ausgestaltung einer Netzentgeltreform lt. aktuellen Studien um bis zu 25 % senken - dazu unten mehr.

Beim Netzausbau hat man also (1) steigende Investitionskosten, die (2) von immer weniger Haushalten gedeckt werden müssen. Die Folge: Ein massives Ungleichgewicht in der Kostenverteilung und stark steigende Netzentgelte. So kann es nicht bleiben. Das haben auch Enpal-Gründer Mario Kohle und 1Komma5Grad-Gründer Philipp Schröder kürzlich im Interview mit der F.A.Z. erläutert.

Wie löst man diese Herausforderungen? Dazu haben Enpal und acht weitere Energieunternehmen ein Konzept erarbeitet. Das Ziel ist ein effizientes Netzentgeltsystem, das fair, wirksam und flexibel ist, während es die dringend notwendige Integration von erneuerbaren Energien ins Stromnetz berücksichtigt. Zunächst schauen wir aber noch darauf, wie man diese Ziele nicht erreicht.

Wie man Ziele verfehlt: Reform nach dem Gießkannen-Prinzip

Bei der aktuellen Bundesregierung steht unter anderem im Raum, dass man die Netzentgelte pauschal für alle bezuschussen könnte. Das wäre kurzfristig zwar wirksam, würde langfristig aber nur wenige Haushalte entlasten, keinen Anreiz für die Energiewende setzen und jährlich Unmengen an Fördermitteln verschlingen.

Als kleine Metapher können wir uns ein Blumenbeet mit vielen verschiedenen Blumen vorstellen. Manche sind groß, manche klein, die einen brauchen viel Wasser, die anderen wenig. Wer jetzt mit der Gießkanne kommt und einfach ganz viel Wasser auf alle schüttet, hält die Blumen zwar erstmal am Leben, aber schön wird das Blumenbeet langfristig nicht. Manche Blumen werden ertrinken, manche verdursten, wenige werden richtig blühen.

Daher sind gezielte Reformen langfristig immer wirkungsvoller: Sie packen das Problem bei der Wurzel und berücksichtigen die individuellen Situationen. Schauen wir uns nun also die Vorschläge für gezielte Reformen an.

Gezielte Reform für eine erfolgreiche Energiewende

Fakt ist: Der Netzausbau kann aktuell nicht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien mithalten. Die Energiewende zu verlangsamen wäre teuer, sinnlos und eigentlich unmöglich - deswegen müssen Wege geschaffen werden, die Strommenge mit dem bestehenden Stromnetz zu managen. Das Zauberwort: systemdienliche Speicherkapazitäten.

In der Regel sind solche systemdienlichen Speicherkapazitäten schlicht Stromspeicher, die netzdienlich gesteuert werden können. Das heißt: Wenn zu wenig Strom im Netz ist, speisen sie Strom ein und wenn zu viel Strom im Netz ist, nehmen sie Strom auf. Dadurch werden Solarspitzen und negative Strompreise vermieden, während das Netz stabil bleibt.

Die neue Netzentgeltsystematik muss systemdienliche Speicherkapazitäten und systemdienliches Verhalten unterstützen. Denn mit gezielten Anreizen kann der Ausbau des Netzes viel effizienter und genau dort erfolgen, wo er auch notwendig ist. Dazu hat Enpal zusammen mit acht anderen Energieunternehmen ein Konzept erarbeitet. Einige der Empfehlungen:

  • Wer durch sein Verhalten das Netz entlastet, sollte dafür entlohnt werden. Dadurch werden Flexibilität und Intelligenz im Stromsystem angereizt. 
  • Das kann zum Beispiel über dynamische Netzentgelte erfolgen: Für jede Viertelstunde eines Tages variiert dann das Netzentgelt - je nach Auslastung des Netzes. Die Netznutzung ist dann zu manchen Tageszeiten teurer, zu anderen Stunden günstiger.
  • Das neue Netzentgelt sollte die drei verschiedenen Kostenblöcke des Netzes berücksichtigen: Zukunftsinvestitionen, Netzbetriebskosten und sogenannte Residualkosten bzw. historische Kosten. Diese sollten sinnvoll bepreist werden. Zukunftsinvestitionen - also vor allem Netzausbaukosten - sollten etwa über ein dynamisches Netzentgelt finanziert werden.
Kosten Finanzierung
Netzausbaukosten und Instandhaltung Dynamisches Netzentgelt €/kWh/Zeit/Ort
Netzbetriebskosten Mapping relevanter Kostenbestandteile (z. B. Stromverluste €/kWh)
Historische Kosten (Residualkosten) Anschlusspreis (€/kW/Zeit) & Bundesmittel

In Summe können diese im Positionspapier detailliert beschriebenen Empfehlungen dazu führen, dass die Energiewende gelingt und sowohl Wirtschaft als auch Privatverbraucher finanziell profitieren. Netzentgelte werden dadurch zu einem echten Hebel für eine effiziente und intelligente Transformation des Energiesystems.

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